Ein Projekt und ein Poster

Navigieren durch die Krise

Das Wimmelbild ist eine ideale Übersetzung der Eindrücke und Resultate aus dem Forschungsprojekt «Mehrsprachigkeit in einer Gesundheitskrisensituation» des Wissenschaftlichen Kompetenzzentrums für Mehrsprachigkeit (2021-2024): Das zu Beginn der Coronapandemie herrschende Gewusel an Informations- und Übersetzungsaktivitäten ließ sich erst bei näherem Hinschauen allmählich entwirren. Behörden, NGOs und Grassroot-Akteure haben zahlreiche Kommunikations- und Übersetzungsleistungen erbracht. Übersetzer:innen standen unter hohem Zeitdruck, Übersetzungen mussten immer wieder aktualisiert werden.

Übersetzen wird mit Inklusion, Chancengerechtigkeit und Solidarität assoziiert, ist aber auch von Selektionsprozessen geprägt: Oft basiert die Wahl der Übersetzungssprachen auf gesetzlichen Vorgaben und Statistiken. Zusätzlich beeinflusst wird sie von den zur Verfügung stehenden Ressourcen, aber auch von den Vorstellungen über die adressierten Bevölkerungsgruppen. Die in Migrationssprachen übersetzten Inhalte der nationalen Coronakampagne konzentrierten sich auf Informationen und Direktiven zum Schutz der öffentlichen Gesundheit (v.a. Verhaltens- und Hygieneregeln und Impfinformationen). Hinweise und Formulare zu finanziellen Unterstützungsmaßnahmen (v.a. Erwerbsersatzentschädigung) lagen fast nur in den drei Amtssprachen vor. Hier sind Vermittlerfiguren, oft Personen mit Migrationshintergrund aus zivilgesellschaftlichen Organisationen eingesprungen. Dies ermöglichte rasche und unbürokratische Laien-Übersetzungen, z.T. mit Hilfe von Übersetzungs-Apps, verstärkte aber auch die «Naturalisierung» und fehlende Honorierung der Sprachkompetenzen von Freiwilligen.

In der Pandemie ist die Arbeit des Gesundheitspersonals stärker ins Gesichtsfeld gerückt, die Spracharbeit von zahlreichen Laien und Professionellen ist jedoch weiterhin unter dem Radar der Öffentlichkeit geblieben. Hinter den Kulissen ist in diesem Bereich sehr viel geleistet worden. Auch das Wimmelbild zeigt erst auf den zweiten Blick, d.h. bei näherem Hinschauen, dass viele Menschen in verschiedensten Kontexten während der Pandemie übersetzt haben.

Navigieren im Poster – so geht’s

Dieses Poster zeigt Segmente der Schweizer Gesellschaft während der Covid-Krise. Die Kommunikation in mehreren Landessprachen und in Fremdsprachen ist oft komplizierter, als man denkt. Klicken Sie auf Bereiche des Posters, um in spezifische Situationen hineinzuzoomen und die Herausforderungen der Kommunikation in Krisenzeiten zu entdecken. Die Texte sind auf FR/DE/EN/IT verfügbar (siehe oben rechts). Unter jeder Beschreibung finden Sie Links, die auf ähnliche Situationen verweisen.

Detailliertere Informationen zu Daten, Methoden und Resultaten finden sich im Forschungsbericht zum Projekt, der eingesehen werden kann unter: LINK →